Grosser Münsterländer Zwinger "vom vorderen Kraichgau"

 

Unter dem Begriff Biodiversität wird Artenvielfalt, genetische Vielfalt und der Vielfalt an Biotope verstanden. In Rio de Janeiro in 1992 als Staatenvertrag aufgesetzt, wurde die breite Öffentlichkeit hier zulande mit der Veröffentlichung des Entomologischen Verein Krefeld in 2018 endgültig über das Ausmaß und potentielle Auswirkungen informiert. Vorher hatte Prof. Josef Reichholf schon mehrfach zum Thema publiziert. Mit dem Buch „das Sterben der anderen“ hat Tanja Busse nicht nur den Rückgang, sondern auch potentielle Lösungen und deren Umsetzung beschrieben.

Sucht man nach der Korrelation zwischen Prüfungsordnung (VZPO) und Biodiversität, wird man in der Suche (Ausnahme "auch Lerchen"), Vorstehen und Hasenspur fündig. Übergreifend kommt der Nasengebrauch noch dazu. Wenn dieses nicht ausreicht, suchen Sie bitte das Wort "mehrfach" in der Prüfungsordnung. Auch ich freue mich als Verbandsrichter zu Prüfungen/in Reviere eingeladen zu werden, wo die Leistung des zu prüfenden Hundes sich über dem Vormittag im Feld beachtlich steigert (und der Knoten endlich platzt). Zur Konditionierung jenes Verhaltens werden Übungen daheim immer ratsamer, nur wohin, wenn Hasen und Fasane Mangelware geworden sind. Ich bin nicht der erste Verbandsrichter, der die moralische (wenn nicht tatkräftige) Unterstützung eines Führers eines Vorstehhundes im Sachen Biodiversität anspricht. 

In 2014 startete der Landesjagverband Baden-Württemberg das Projekt "Allianz für das Niederwild". In 2019 lautete dann die Devise "wenn Sie Eigentümer eines Hektars Ackerlandes sind, fangen Sie bitte da schon mal an". Ein zweiter Impuls war der Vortrag von Prof. Reichholf April 2019 beim naturwissenschaftlichen Verein in Karlsruhe. Mit der Unterstützung des Hegerings "Kraichtal (KJV Bruchsal)" starteten wir mit einem "runden Tisch" (nach dem Vorbild aus Stutensee). Vertreter aus der Landwirtschaft, der Stadt, der LEV, dem Naturschutz und der Jägerschaft bildeten den ersten engen Kreis mit dem Zweck die Sachlage zu erörtern und Initiativen auf dem Weg zu bringen. Auch in Baden-Württemberg wurde (nach dem Vorbild Bayern) eine Petition zu einem Volksbegehren gestartet. Seitdem ruhen die Dialoge. Kurz vor Weihnachten 2019 einigten sich Landesregierung BW und Naturschutzverbände auf ein Eckpunktepapier. Dieses muss jetzt erstmal in einem (oder mehreren) Gesetze gegossen werden. Es wird weiter abgewartet.

Durch die Teilnahme an Tagungen und Kongressen konnte ich mein Umfeld erkunden. Der 4. Biodiversitätskongress in Kornwestheim war da eher moderat; sachliche Kommunikation, aber wenig Impulse wurden gesetzt. Die Rebhuhnfachtagung in Rottenburg war da schon sehr viel bedeutsamer. Hoher Kompetenz an Referenten und viele Experten im Publikum. Die Teilnahme seitens Jägerschaft war eher bescheiden; die seitens der Landwirtschaft war fast nur beschränkt auf den Offiziellen aus dem Ministerium. 

Was hat sich denn im Corona-Jahr 2020 getan? Während der Rebhuhnfachtagung (Nov 2019) wurde berichtet, dass die Blühbrache mit Naturschutzrecht-Regelungen nur alle 5 Jahre eine Bearbeitung brauchen um den Status der "landwirtschaftliche Nutzfläche" nicht zu verlieren. Für 2020 wurde jene Regelung bei der E7-regelung inkludiert. Die Blühbrachen stehen bei uns noch (Anfang Feb 2021).  

Robert Trusch, Schmetterlingswissenschaftler aus Karlsruhe, erscheint "vermehrt" in den Tageszeitungen. Leider zeigt Podcast und Zeitungsartikel (rechts oben eingebunden) noch immer die große Distanz zur Realität (Beiträge sind oben rechts eingebunden).

Das Frühjahr 2022 ließ aufhorchen. In der Vorbereitung zu den Jugendsuchen stellten viele Jagdhundeführer (Vorstehhunde) fest, dass sich die Populationen von Feldhasen und Fasanen positiv entwickelt hatten. Mutmaßungen über Ursachen streiften Witterungsaspekte und eine Reduktion an Spritzmittel (2020-2021). Die Rhein-Neckar-Zeitung (Verlagssitz in Heidelberg) berichtete professionell über ein Rebhuhnprojekt "Schefflenztal". Ähnliche Aktionen in Sandhausen und Angelbachtal bekamen ebenfalls ein Platz in der Zeitung. Schefflenztal mit 100 Quadratkilometer war vergleichbar zu unserem Projekt (2019) in der Gemeinde Kraichtal und wir erhofften uns Synergien. Es brauchte aber viel Zeit herauszufinden, dass die Begeisterung der Projekterwartung entsprungen war. Da Projektstart Herbst 2021 war, müssen wir noch mindestens bis 2023 warten.

Am 24. Februar 2022 begann der Ukraine-Krieg und zeigte uns die andere Seite der Globalwirtschaft. Am 22. März 2022 verkündeten die EU-Agrarminister die Möglichkeit Brachen als Produktionsflächen für Mais, Soja, etc. zu nutzen, da die beide (Ukraine, Russland) Kornkammer der Welt "blockiert" sind. Zwei Tage später, am 24.3.2022, verkündeten der Landesjagdverband und NABU BW ein Schutzprogramm für gefährdete Agrarvögel. Mit 2,5 Jahren Verzögerung wird eins der Ziele der Rottenburger Rebhuhnfachtagung konkret. Am 8.4.2022 wird der Status der ökologische Vorrangfläche "gesichert". 

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Die Anti-These "Windschutzscheibe"

Zur Aussage, dass man vor 15 Jahren auf der Urlaubsfahrt alle 500-600 KM die Windschutzscheibe vom Insektenschlag säubern musste, gab’s dann in Debatte zur Insektensterbe die Aussage, dass moderne Autos eine andere Karosserie haben und die Neigung der Windschutzscheibe hat sich geändert. Der Insektenschlag wurde deshalb (Luftstrom) rapide reduziert.
Diese Aussage hat viele Diskussionsrunden erreicht, wurden gerne von Bauernverbänden zitiert und wurde schon in Büchern gedruckt. Damit war es ein Gesetz.
Heute, 11.7.2022 war ich im landwirtschaftlichen Kraichgau unterwegs. Mähdrescher waren dabei Winterweizen und Raps zu dreschen und nach 30 Minuten Autofahrt realisierte ich mich, dass die Windschutzscheibe vom Insektenschlag verdreckt war. Wie war das mit dem Luftstrom an der Karosserie und Windschutzscheibe?
Aussagen müssen glaubwürdig erzählt werden, dann braucht man den Beweis nicht mehr zu erbringen. Und dann müssen sie nur ausreichend oft wiederholt werden. Das Phänomen gibt’s nicht nur in den USA!
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